Müllsammler in Ezbet En-Nawwar / Kairo
ECRED-Projekte für die Müllsammler:
Die Ereignisse um den Sturz Mubaraks haben ganz Ägypten in eine große Krise gestürzt. Uns erreichen dramatische Berichte von der Not der Armen. Die Lebensmittelpreise verdoppelten sich bereits zu Beginn des Umbruchs binnen weniger Tage und steigen weiter, Tagelöhner finden kaum noch Arbeit, andere verloren ihre scheinbar sicheren Stellen. Die Unruhen erfassten auch die Müllsammlergebiete, so dass hier die Arbeit zeitweilig völlig zum Erliegen kam. Der Hilfe, die durch den AFK geleistet wird, kommt nunmehr besondere Bedeutung zu, so dass die bereits bestehenden Projekte dringend verstärkt werden müssen.
ECRED bietet mit Unterstützung des AFK seit vielen Jahren Hilfe aller Art für die Müllsammler von Ezbet En-Nawwar/Kairo an. Täglich stehen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im kleinen Zentrum inmitten der Siedlung den Menschen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite, geben Hilfe soweit wie möglich, versorgen Wunden und bieten für die Kinder kleine Veranstaltungen zu den Festen an, zu denen auch die Eltern eingeladen werden. So erhalten die Kinder wichtige Anregungen, die ihnen ihre vielbeschäftigten Eltern in der Müllsammlersiedlung nicht bieten können. Auch gibt es Kurse verschiedener Art zum Empowerment der Müllsammler, einem der Hauptanliegen unseres Projektpartners. So werden z.B. Alphabetisierungskurse für Frauen und Kurse aller Art für die Jugendlichen angeboten. In letzter Zeit gab es allerdings nur spärliche Spenden für diese segensreiche Arbeit unter den Müllsammlern.
Verbesserung des Plastikrecyclings:
Nach dem Auftreten der sog. „Schweinegrippe“ im April 2009 ließ die ägyptische Regierung alle Schweine der Müllsammler töten. Für die Müllsammler, die in der Regel ca. 60 % ihres Einkommens aus der Aufzucht und dem Verkauf der Schweine gewonnen hatten, bedeutete dies eine Katastrophe. Die Situation ist bis heute, vor allem in der gegenwärtigen politischen Situation, sehr ernst. Zusammen mit unserem Projektpartner Gamal Zekrie versuchten wir Auswege aus dieser Situation zu finden. Nachdem der AFK eine Anschubfinanzierung zugesagt hatte und bald großzügige weitere Sponsoren gefunden werden konnten, begannen wir, Werkstätten zu sanieren, die mit dem Recyclen von Plastik beschäftigt sind.
Diese waren z.T. in einem schlimmen, auch gesundheitsgefährdenden Zustand. Das produzierte Granulat war häufig qualitativ minderwertig und fand nur schwer Abnehmer. Es gelang bereits 40 Werkstätten zu sanieren, wobei der AFK jeweils etwa die Hälfte der Kosten trug. Das Projekt findet unter den Müllsammlern großen Anklang. Die Produkte konnten verbessert und die Arbeitssicherheit erhöht werden. Auch die regelmäßigen Schulungen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit in den Betrieben usw. finden großen Anklang.
Das Projekt soll fortgesetzt werden, solange die Nachfrage besteht und weitere Projektmittel zur Verfügung gestellt werden können. 2011 möchte der AFK erneut bei der Sanierung von ca. 20 Betrieben Unterstützung leisten.
Computer-Kurse für Müllsammler-Mädchen:
Nachdem insbesondere die Frauen der Müllsammler nach der Keulung ihrer Schweine im Frühsommer 2009 arbeitslos und auch mittellos dastanden, überlegten wir, wie ihnen geholfen werden konnte. So begannen wir im Verlaufe des Jahres 2010 ein Projekt, um die Chancen der jungen Müllsammlertöchter auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Viele der Mädchen besuchen Schulen, einige von ihnen nehmen sogar mit großem Eifer ein Studium auf. Nebenbei sortieren die jungen Frauen nach wie vor in ihrer Freizeit und in den Ferien Müll. Aus Mitteln einer großzügigen Spende an den AFK konnten unsere Projektpartner 6 Computer und einen Drucker für das Projekt kaufen und im ECRED-Zentrum in der Müllsammlersiedlung einen Raum entsprechend möblieren lassen. Drei Sozialarbeiterinnen haben inzwischen auf Projektkosten Computerkurse absolviert und unterrichten einige ältere Mädchen, die das Gelernte an jüngere Mädchen weiter vermitteln. Dies ist eine sehr schöne Sache. Die Projektteilnehmerinnen können während der täglichen Öffnungszeiten des Zentrums kostenlos unter Anleitung der Sozialarbeiterinnen üben. Jede hat ihren eigenen Ordner und lernt zunächst, ihre Personalien korrekt zu schreiben, etwa wie es für ein Bewerbungsschreiben erforderlich ist. Es steht zu hoffen, dass die Mädchen später Beschäftigung im Bürobetrieb finden oder für Firmen oder Privatpersonen Texte schreiben können. Einen Wunsch haben die Mädchen: Sie möchten gerne auch über Computerprogramme zum Spracherwerb (Englisch) verfügen können.